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Wenn Sie zehn Jahre zurückblicken, wo sehen Sie sichdamals?
Andreas Piepenbrink: Damals war ich bei der Firma Karmann und habe mich mit Elektroautos beschäftigt. Die Elektromobilität war damals ein großer Hype, der aber später durch die Konjunkturkrise abflaute. Im Jahr 2010 habe ich E3/DC gegründet.Da ging es nicht mehr um Autos, sondern um Stromspeicher.

Bei einem Rückblick ist gern von Meilensteinen die Rede. Erinnern Sie sich an solche Ereignisse?
Ich erinnere mich gut an die Konjunkturkrise 2008, weil seinerzeit 30 Prozent weniger Autos verkauft wurden. Außerdem kann ich mich noch gut an den Zusammenbruch des Photovoltaikmarktes in Deutschland erinnern, in den Jahren 2010 und 2011. Im Jahr 2013 beziehungsweise 2014 wurden Batteriespeicher tatsächlich marktreif.Die Förderung für Solarstromspeicher seitens der Bundesregierung würde ich ebenfalls als Meilenstein bezeichnen. Man hat einen Sinn darin gesehen, Stromspeicher zu unterstützen.

Zehn Jahre waren schnell um. Wollen wir ein Fazit versuchen?
Wir haben es in den letzten beiden Jahren geschafft,das Speichergeschäft zu stabilisieren. Wir haben erkannt, dass wir damals mit den Speichern auf das richtige Pferd gesetzt haben. Die Welt dreht sich um die erneuerbaren Energien,nicht um die Elektroautos. Das hat unser Konzept fundamental bestätigt.

Wenn Sie eine persönliche Lehre aus dem zurückliegenden Jahrzehnt ziehen sollten, welche wäre das?
Ich habe die Beharrlichkeit der Lobbyisten unterschätzt.Dazu kommt die Erkenntnis, dass man politisch nichts bewegen kann. Trotz der Förderung sind die Stromspeicher bei der Politik und im Stromnetz noch längst nicht angekommen.Vor zehn Jahren schon wollte ich in die erneuerbaren Energien einsteigen. Aber ich ahnte damals nicht, wie schwierig es werden würde.

Wird sich daran im Verlauf des kommenden Jahrzehnts etwas ändern?
Die Energieversorger werden in diesem Bereich auch in den nächsten zehn Jahren keine Rolle spielen. Die erneuerbaren Energien sind ein Investment der Gesellschaft, nicht der Versorgungswirtschaft. Die alte Energiewirtschaft kommt damit weiterhin sehr schwer zurecht.

Woran machen Sie das fest?
Rund 92 Prozent unserer Kunden kommen nicht aus der Energiewirtschaft. Nur acht Prozent gehören zu der Industrie, die ich als Rest der alten Energiewirtschaft bezeichnen möchte. Unser Geschäft wird wachsen, davon bin ich überzeugt, aber nicht schnell.

Wo sehen Sie E3/DC in zehn Jahren?
Wir werden dann rund 50 bis 60 Prozent unseres Umsatzes im Ausland machen, mit netzfernen oder Offgrid-Systemen. Wir haben sieben Jahre lang den gut situierten Besitzer von Einfamilienhäusern autark gemacht. Wir werden auch die nächsten sieben Jahre investieren, um möglichst viele Offgrid-Anlagen zu bauen. Und wir werden für unsere Lösungen als virtueller Kraftwerksbetreiber auftreten.

Werden Sie zum neuen Energieversorger?
Das sehe ich nicht. Unser Geschäft setzt im Kern auf erneuerbare Energien und Kraftwerke, aber wir werden kein Energieversorger. Zudem glaube ich, dass unser Heimspeichergeschäft stabil läuft. Wir werden vor allem im Ausland wachsen. E3/DC wird in zehn Jahren etwa vier- bis fünfmal so groß sein wie heute, mit 300 Mitarbeitern und 200 Millionen Euro Jahresumsatz. Also ein solider Mittelständler, das wird sehr spannend. Unser Geschäft wird zwar wachsen, jedoch kleinteilig bleiben. Wir sind die kleinteiligen Experten für die Bürger.

Noch ein Wort zur Elektromobilität: Wird es weiter so zäh vorangehen?

Es wird auch dort vorwärtsgehen, aber in diesem Geschäft wird niemand Bäume ausreißen. 

Das Gespräch führte Heiko Schwarzburger.

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Quelle: www.photovoltaik.eu