Solare Elektromobilität benötigt 28 GWh Heimspeicher-Kapazität bis 2030
Eine aktuelle EUPD Research Analyse zeigt ein zu erwartendes Wachstum der Elektro-Pkw-Flotte auf 10 Millionen Fahrzeuge bis 2030. Diese Fahrzeuge benötigen eine Strommenge von 29 TWh erneuerbarer Energie. Besitzer von Ein-/ Zweifamilienhäusern können durch Stromerzeugung mit der eigenen Photovoltaik-Anlage eigenen Solarstrom laden. Für eine optimale solare Deckung beim Laden der Elektroautos ist die Kombination mit Stromspeichern unumgänglich.
Die aktuellen politischen Debatten im Vorfeld der Bundestagswahl zeigen zwar in vielen Punkten unterschiedliche Positionen der Parteien auf, jedoch sind sich die Kontrahenten einig, dass eine Verkehrswende nur mit der Abkehr vom Verbrennungsmotor möglich ist. Die Elektromobilität wird kurz- und mittelfristig übereinstimmend als wesentliche Technologie angesehen. Eine Analyse des Bonner Beratungshauses EUPD Research im Auftrag des Osnabrücker Stromspeicherspezialisten E3/DC untersucht hierbei u.a. die Auswirkungen des erhöhten Stromverbrauchs auf die Verteilnetze und die Speicherinfrastruktur.
Mit einem deutlichen Wachstum der Elektromobilität erreicht die Anzahl an reinen Elektro-Pkw in Deutschland zum Jahresende 600.000 Fahrzeuge, was einem Anteil von 1,2 Prozent am Pkw-Bestand entspricht. Im August 2021 waren erstmals 15 Prozent der neu zugelassenen Pkw reine Elektroautos. Dieser Prozentsatz steigt der aktuellen EUPD Research Analyse zufolge bis 2030 auf 57 Prozent an. Bis zum Jahr 2030 wird eine Anzahl von 10 Millionen zugelassenen Elektro-Pkw prognostiziert. Der von den Elektro-Pkw verursachte jährliche Stromverbrauch erreicht damit in 2030 einen Wert von 29 Terrawattstunden, was beginnend in 2021 einem jährlichen Wachstum des Stromverbrauches von 36 Prozent entspricht.
Aufgrund noch unzureichend ausgebauter öffentlicher Ladeinfrastruktur und hoher Anschaffungskosten finden sich unter den Elektro-Mobilisten gegenwärtig zumeist Besitzer von Ein- und Zweifamilienhäusern, in denen die Installation einer Wallbox relativ einfach ist. Für die zukünftige Entwicklung wird angenommen, dass mit einer größeren Modellpalette an Elektrofahrzeugen, einer deutlich verbesserten Ladeinfrastruktur im öffentlichen Raum sowie auf den Parkplätzen von Mehrfamilienhäusern, zunehmend Wohnungsmieter und -eigentümer auf die Elektromobilität umsteigen werden. Trotz dieses Trends wird für 2030 mit einem Anteil von 62 Prozent bzw. 6,2 Millionen Elektro-Pkw die Mehrzahl der Elektro-Mobilisten unter den Bewohnern von Ein- und Zweifamilienhäusern gesehen. Zugleich wird davon ausgegangen, dass im deutschlandweiten Durchschnitt etwa 60 Prozent der bestehenden Dachflächen von Ein- und Zweifamilienhäusern für Photovoltaik-Anlagen geeignet sind. Wird dieses Potential für die solare Elektromobilität konsequent ausgeschöpft, dann müssten im Jahr 2030 3,7 Millionen PV-Anlagen im privaten Segment installiert und mit einer Wallbox gekoppelt sein.
Zum Vergleich der aktuelle Stand: Ende 2021 werden knapp 1,5 Millionen Photovoltaik-Kleinanlagen auf Ein- und Zweifamilienhäusern installiert sein, wobei gut die Hälfte dieser Anlagen mindestens eine installierte Leistung von 7 kWp besitzt. Diese PV-Leistung in Kombination mit einem Heimspeicher ist notwendig, um neben dem Haushaltsverbrauch das Elektro-Auto mit einem signifikanten Anteil an Solarstrom laden zu können. Abzüglich der PV-Bestandsanlagen über 7 kWp ergibt sich damit ein Bedarf an 2,9 Millionen neuen PV-Kleinanlagen über 7 kWp bis 2030.
Ausgehend von rund 110.000 PV-Speicher-Neuinstallationen mit mehr als 7 kWp Solarleistung in 2021 müssen sich die jährlichen Neuinstallationen mehr als verfünffachen, um das skizzierte Ziel zu erreichen. Ergänzend hierzu ist ein wachsender Bedarf an Speichernachrüstungen für PV-Bestandsanlagen festzustellen, um unabhängig von der Fahrzeugverwendung ausreichend Solarstrom zum Laden der Elektro-Pkw zur Verfügung zu stellen. Zur Abdeckung eines Solarstromanteils von 80 Prozent bei den 3,7 Millionen Elektro-Pkw, die im Jahr 2030 aus einem PV-Speicher-System mit Solarstrom geladen werden können, ist eine Speicherkapazität von 28 GWh erforderlich. Gemessen am aktuellen Ausbaustand von 2 GWh kumulierter Heimspeicher-Kapazität offenbaren sich die Dimensionen des notwendigen Zubaus in der laufenden Dekade.
In der Periode bis 2030 wird analog der historischen Entwicklung auch zukünftig von einer steigenden Anlagenleistung im PV-Kleinanlagensegment ausgegangen. Mit einer Durchschnittsgröße von 8,6 kWp PV-Leistung wird eine durchschnittliche Speicherkapazität von 7,7 kWh ermittelt, die auf 3,7 Millionen Systeme gerechnet der Gesamtkapazität von 28 GWh entspricht.
„Wenngleich der Ausblick auf 2030 bereits ein massives Wachstum offenlegt, so wird der Verkehrssektor auch dann noch zu knapp 80 Prozent von Verbrennungsmotoren dominiert. Dies macht deutlich, dass Politik, Wirtschaft und Gesellschaft eng zusammenarbeiten müssen, um den Wandel in der Verkehrswende schnellstmöglich zu vollenden“, kommentiert Dr. Martin Ammon, Geschäftsführer der EUPD Research.
Dr. Andreas Piepenbrink, Geschäftsführer der HagerEnergy GmbH, ergänzt: „Die Dimension eines Strombedarfs von 29 TWh für gerade einmal ein Fünftel des privaten Fahrzeugbestands zeigt an, wie entscheidend der Ausbau lokaler solarer Stromerzeugung und ergänzender Heimspeicher ist. E3/DC steht mit einem umfangreichen Portfolio an intelligenten Speichersystemen und Ladetechnik bereit, diesen Weg der Verkehrswende mitzugestalten.“