Durchbruch nach langem Engagement der Branche
Die Doppelbelastung durch Netzentgelte gilt durch den Bundestagsbeschluss als aufgehoben. „Wir haben lange dafür gekämpft – das ist ein echter Durchbruch“, bewertete Marcus Fendt, Managing Director von The Mobility House, die Entscheidung im Gespräch mit Andreas Piepenbrink. Fendt zählt zu den prominentesten Vertretern der Branche und entwickelt Geschäftsmodelle für die V2G-Nutzung von Elektroautos.
Diese können durch die neuen Regelungen künftig nicht nur Strom laden, sondern auch Energie ins Netz rückspeisen und damit Erlöse erzielen. Marcus Fendt schätzt, dass Kunden in Deutschland mit bidirektionalem Laden bis zu 700 Euro verdienen können – das entspricht nach seiner Kalkulation den Ladekosten für 15.000 bis 20.000 Fahrkilometern. Viele Nutzer wären damit praktisch ohne Energiekosten mobil.
Die Rolle von Fahrzeugen und Speichern ändert sich
Die rechtlichen Änderungen bilden die Grundlage für ein energiewirtschaftliches System, in dem Elektrofahrzeuge und Heimspeicher eine noch wichtigere Rolle spielen werden, indem sie dem Netz bei Bedarf Leistung und Energie zur Verfügung stellen und ihre Flexibilität vermarkten können.
Nach dem Beschluss des Bundestages steht noch die Zustimmung des Bundesrats aus. Die Netzentgeltbefreiung soll ab Februar 2026 für Endverbraucher wirksam werden. Um den gemischten Betrieb von Heimspeichern und bidirektional ladefähigen Fahrzeugen zwischen der solaren Eigenversorgung des Gebäudes und der Flexibilitätsvermarktung zu ermöglichen, bereitet die Bundesnetzagentur die Festlegung zur „Marktintegration Speicher und Ladepunkte" (MiSpeL) vor. Dabei geht es um die Abgrenzung von Einspeisemengen, die nach dem EEG förderfähig sind – und solchen, die nach der neuen Gesetzeslage von Netzentgelten und Stromsteuer befreit werden können. Vorgesehen ist neben einem Abgrenzungsmodell ein messtechnisch sehr einfaches Pauschalmodell für Haushalte mit Photovoltaikanlage und Heimspeicher.
„Historischer Schritt“
Aus Sicht von Andreas Piepenbrink hat die Befreiung des V2G-Modells von Netzentgelten und Stromsteuer den Charakter eines historischen Schritts: „Die Energiewende wird damit nicht nur ökologisch, sondern auch wirtschaftlich attraktiv“. Experten erwarten einen deutlichen Schub für die Elektromobilität in Deutschland, wie Marcus Fendt betont: „Die Energiewende ist jetzt in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Elektroautos werden damit zu rollenden Speichern – und die Industrie hat die Chance, weltweit eine Vorreiterrolle einzunehmen.“
Wichtig zu wissen:
Mit der Netzentgeltbefreiung öffnet der Gesetzgeber den Weg für eine ökonomisch attraktive Energiewende. Elektroautos werden vom reinen Fortbewegungsmittel gleich in zwei Richtungen zum aktiven Akteur im Strommarkt.


