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Bevor die Einspeisevergütung abgeschafft wird, braucht es eine Systemmodernisierung: flächendeckender Smart-Meter-Rollout, einfache Abstimmungen mit Netzbetreibern, klare Marktregeln und einfachste Abläufe für eine Direktvermarktung als Ersatz. Denn sie ist die günstigste, direkte Versorgung der Nachbarn ohne externe, meist fossile Energie.

Aktuelle Blockaden durch Netzbetreiber

Energieversorger blockieren derzeit „de facto“ dynamische Stromtarife und Netzentgelte, indem der Smart-Meter-Rollout bewusst nur zu Bruchteilen erfolgt. Auch kann aktuell kein Netzbetreiber das gesetzlich vorgeschriebene zeitvariable Netzentgelt (EnWG §14a seit 01.04.2025) berechnen. Günstiger Strom – ob mittags, aus Speichern oder durch flexible Nutzung – wird somit den Bürgern nicht angeboten.

Die Planungssicherheit für günstigen Solarstrom steht auf dem Spiel

Die Politik diskutiert, die Einspeisevergütung abzuschaffen – einst eingeführt, um den Ausbau der Erneuerbaren voranzubringen und verlässliche Einnahmen für eingespeisten Strom zu garantieren. Aktuell erhalten Betreiber von Solaranlagen bis 10 kWp für 20 Jahre einen festen Preis von 7,86 Cent/kWh.
Ohne eine flächendeckende Alternative zur Einspeisevergütung soll Solarstrom künftig unvergütet oder kostenlos unkontrolliert ins Netz gehen – das kann nicht im Interesse der Zukunft liegen.
Solange die Systemmodernisierung fehlt, sollte man die Höhe der Einspeisung marktgerecht anpassen (siehe Solarspitzengesetz). Abschaffen kann man die Produktion von Solarstrom im Verteil- und Übertragungsnetz jedenfalls aus Kostengründen nicht. Eine Direktvermarktung ist Stand heute ohne Smart-Meter-Rollout keine unbürokratische, funktionierende Alternative für Kleinanlagen.

Aktuelle Situation in der Politik

Katherina Reiche (Ministerin für Wirtschaft und Energie) behauptet, neue Solaranlagen seien mittlerweile auch ohne Förderung rentabel und fordert die Abschaffung der Einspeisevergütung für neue PV-Anlagen.
Tatsächlich sind PV-Anlagen mit Speicher weiterhin teuer und die Lebensdauer von Speichern inkl. vollwertiger Garantieleistungen liegt de facto kaum über der Amortisationszeit. Es bleibt somit eine rein freiwillige Leistung privater Investoren, da die Energiewirtschaft an diesem Geschäft seit Jahrzehnten nicht teilnimmt. Bei Anlagen >100kW ist die verpflichtende (solar und geförderte) Direktvermarktung bereits technisch umgesetzt und finanzierbar.
Das heißt im Klartext: Wer in die Energiewende investiert, soll plötzlich weniger Wertschätzung für seinen Beitrag zur Versorgungssicherheit bekommen. Während Milliarden weiter in fossile Übergangslösungen fließen, sollen diejenigen, die die Energiewende längst leben, ausgebremst werden.

Solarstrom ist der günstigste Strom

Kein Strom ist günstiger als direkt vor Ort erzeugter Solarstrom. Trotzdem profitiert der Bürger bislang kaum von Marktpreisen: Während an der Börse die Preise fallen oder sogar ins Negative drehen, kommt davon bei den Erzeugern nur wenig an. Stattdessen bleiben sie in starren Vergütungsmodellen gefangen. Und genau dadurch geraten Solaranlagen und ihre Besitzer immer wieder zu Unrecht in die Kritik.

Solaranlagen sind nicht überfördert

Die Einspeisevergütung einzuschränken würde den Solarmarkt zum Stillstand bringen: Smart Meter fehlen, eine echte Vermarktungsmöglichkeit gibt es nicht und einen Gegenwert für ca. 50 % der Solarproduktion der Kleinanlagen gibt es nicht. Im Vergleich dazu erhalten alle anderen Kraftwerke, die entweder fossil oder erneuerbar, eine Vergütung, die mindestens genauso hoch oder höher ist.

Direktvermarktung für Kleinanlagen?

Direktvermarktung ist für private Kleinanlagen ohne flächendeckenden Smart-Meter-Ausbau und regionale Angebote der Versorger kaum umsetzbar. Dringend nötig sind digitale Strukturen, um den Zugang zum Energiemarkt zu ermöglichen und die dezentrale Energiewende voranzubringen. Solange der Smart-Meter-Rollout nicht schneller geht und Standard ist, führt eine Direktvermarktung für Kleinanlagen de facto direkt in den Stillstand.

Kostenbeteiligung durch Solaranlagen?

Solaranlagen verursachen keine zusätzlichen Kosten – sondern entlasten das System. Jede Kilowattstunde Sonnenstrom, die vor Ort erzeugt und verbraucht wird, reduziert Netzbelastung und teure Spitzenkraftwerke. Stromspeicher funktionieren wie dezentrale Kraftwerke, ohne Abgaben oder Umlagen.
Private Solaranlagen stärker an den Systemkosten zu beteiligen, ist daher nicht nachvollziehbar. Photovoltaik trägt direkt zur Stabilität und Effizienz des Stromsystems bei, während Kraftwerke sich energierechtlich nicht an Netzausbaukosten beteiligen.
Was tatsächlich die Kosten in die Höhe treibt, sind fossile Energien wie Gas, steigende Netzentgelte und staatliche Abgaben – Faktoren, die dezentrale Solarenergie abmildern kann.

Flexibilität und Speicher statt Gas

Die pauschale Einschätzung der Wirtschaftsministerin, Gas stärker zu fördern und Strom zu verteuern (Abgaben für Gaskraftwerke, Weiterbestand der Stromsteuer, …), ist nachweislich falsch und offensichtlich von der Gaswirtschaft beeinflusst.
Auf Gas zu setzen, ist die falsche Strategie für die Zukunft. Wir brauchen mehr Solaranlagen und Batteriespeicher. Schon heute können Speicher rund 90 % der eigenerzeugten Solarenergie so verteilen, dass sie zeitlich besser genutzt werden kann (was 50 % der gesamten Erzeugung entspricht). Die anderen 50 % (Einspeisung) müssen flexibilisiert werden.
„Die Einspeisevergütung ist die günstigste, direkte Versorgung der Nachbarn ohne externe (und meist fossile) Energie. Ohne Systemmodernisierung mit flächendeckendem Smart-Meter-Rollout, unbürokratische Marktregeln und ohne flächendeckende glaubwürdige Angebote für Direktvermarktung / Dynamik auf Grundversorgerseite wird der Systemwechsel nicht funktionieren. Was teurer wird, ist der Strom durch Gas und mangelnde Flexibilität.“

Dr. Andreas Piepenbrink, CEO E3/DC by HagerEnergy

Fazit

Die Einspeisevergütung muss bleiben, solange keine Systemmodernisierung durch Smart Meter und Direktvermarktung flächendeckend und unbürokratisch verfügbar ist. Sie ist zentral für Investitionssicherheit und die Energiewende. Statt sie in Frage zu stellen, sollte die Politik Solarenergie und Speichertechnologien endlich effizient ins Energiesystem integrieren.
Was wir dringend brauchen:
- Digitalisierung, insbesondere in der Direktvermarktung, sowie effizientere Prozesse
- Flächendeckender Rollout von Smart Metern – inklusive Mehrwertmodul
- Weniger Bürokratie und bessere Abstimmung mit den Verteilnetzbetreibern
- Klare Marktkommunikation für Investoren und Verbraucher
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